Das Erzgebirge ist ein Bruchschollengebirge und über Jahrhunderte prägte der Bergbau die Region.

Heute ist die Gegend um Oberwiesenthal das größte Skigebiet Sachsens und mit dem 1214 Meter hohen Fichtelberg befindet sich hier der höchste Berg des Bundeslandes.

Für die Wanderung auf den Fichtelberg fahren wir nach Oberwiesenthal – mit 915 Metern ist sie die höchstgelegene Stadt Deutschlands. Wie in vielen Wintersportgebieten, dauert es auch hier lange, bis der Frühling kommt und der Schnee geschmolzen ist. Doch nun, Ende Mai, ist es endlich soweit. Auf unserer Wanderung erwartet uns neben dem ältesten Naturschutzgebiet Sachsens auch die älteste Luftschwebebahn Deutschlands. Wir sind sehr gespannt.

Über den Zechengrund auf den Fichtelberg

Unsere Wanderung startet auf dem großen Parkplatz in der Ortsmitte von Oberwiesenthal. Das markante Gebäude des Fichtelberghauses thront auf dem Gipfel und ist schon von hier aus zu sehen. Ein überdimensionaler Schwibbogen ist im Tal platziert.

Schwibbögen gehören neben Räuchermann, Nussknacker und Pyramide zur Erzgebirgischen Volkskunst und werden hier noch immer in Handarbeit hergestellt. In der Weihnachtszeit erstrahlt das gesamte Erzgebirge im Lichterglanz, denn dann steht in nahezu jedem Fenster ein Schwibbogen.

Am Parkplatz zeigt ein Wegweiser die verschiedenen Wandermöglichkeiten an. Wir wollen über den Zechengrund auf den Fichtelberg. Dafür halten wir uns links und folgen zunächst der Fahrstraße bis wir erneut einen Wegweiser erreichen. Hier wieder links Richtung NSG Zechengrund.

Schon bald erreichen wir das Schild, welches uns zeigt, dass wir nun das Naturschutzgebiet betreten.

Der Zechengrund zählt zu den ältesten Naturschutzgebieten in Sachsen. Bereits seit 1912 gibt es hier Naturschutzbestrebungen. Seit 1991 pflegt das Naturschutzzentrum das Gebiet. Zu ihrer Aufgabe gehört es, die Wiesenflächen je nach Jahreswitterung zwischen Mitte Juli und Mitte September zu mähen. Bis dahin kann die Vegetation ungehindert wachsen und eine herrliche Blumenpracht entfaltet sich jedes Jahr aufs Neue.

Wir passieren mehrere malerische Seen, wobei der allererste gleich der schönste ist und zu einer Pause einlädt.

Weiter schlängelt sich der Weg durch die idyllische Landschaft. Links von uns der Pöhlbach, er bildet die natürliche Grenze zwischen Deutschland und Tschechien. Eine Vielzahl von Grenzsteinen zeigt ebenfalls an, dass wir uns genau auf der Landesgrenze befinden. 

Der Zechengrund, durch den wir gerade laufen, liegt in einem Kerbtal, welches sich zwischen den beiden höchsten Bergen des Erzgebirges befindet: Dem Fichtelberg (1214 Meter) auf deutscher Seite und dem Keilberg (1244 Meter) auf tschechischer Seite.

Nachdem im Jahr 1525 im oberen Zechengrund Silbererz gefunden wurde, begann zwei Jahre später der Bergbau in der Region. Neben Silbererz wurde auch Kobalt, Wismut und Nickel abgebaut. Erst im 19. Jahrhundert endete die Ära des Bergbaus im Erzgebirge.

Bei unserer Wanderung durch den Zechengrund kommen wir an einigen alten Mundlöchern (Stolleneingängen) vorbei. Sie sind die letzten Zeugnisse der Silberbergbauzeit vor vielen Generationen.   

Der Weg ist heute auch ein Naturlehrpfad. Auf vielen Schildern ist die ereignisreiche Geschichte der Region erklärt. So erfahren wir, dass Anfang des 20. Jahrhunderts das Ehepaar Curie im böhmischen Joachimsthal das bislang unbekannte Element Radium entdeckte. In der Folge wurde auch hier im Erzgebirge mit der Suche nach radiumhaltigen Mineralien begonnen wurde, allerdings ohne größere Erfolge.

Nach 1945 suchte die sowjetische Wismut AG hier im Zechengrund nach Uranerz, verlagerte ihre Bemühungen dann aber in andere Gebiete im Erzgebirge, wie nach Annaberg oder Johanngeorgenstadt.  

Umgeben von Heidelbeersträuchern steigt unser Weg weiter an und schließlich erreichen wir die Pöhlbachquelle.

Der Pöhlbach ist ein Quellbach und wird aus mehr als 50 Quellen gespeist. Diese Quelle hier, auf 1100 Metern, ist die höchstgelegene.  

Pöhlbachquelle im Erzgebirge

Der Bach hat im Oberlauf ein Gefälle von 175 Metern auf einen Kilometer. Nach 30 Kilometern mündet er in die Zschopau. Zu Zeiten des Bergwerkes war er unentbehrlich, da mit seiner Hilfe viele Wasserräder angetrieben wurden.

Unser Weg führt jetzt nach rechts und führt uns in einen Waldabschnitt hinein.

Immer dem Pfad folgend, erreichen wir eine Fahrstraße und mit ihr den offiziellen Grenzübergang Tschechien und Deutschland.

Wir überqueren die Fahrstraße und halten uns rechts Richtung Hotel „Neues Haus“ (1083 m). Hier folgen wir den Wanderschildern Richtung „Fichtelberg“. Ein schöner Blick hinüber zum Keilberg tut sich auf. Wie auch der Fichtelberg ist er im Winter ein beliebtes Skigebiet. Unser Weg führt an der Sachsenbaude vorbei. 

Sachsenbaude

Weiter leicht ansteigend erreichen wir über einen hübschen Weg den „Kleinen Fichtelberg“ auf 1206 Metern. Ein historisch anmutender Sessellift ist hier noch zu besichtigen, aber offensichtlich nicht mehr in Betrieb. Im Hintergrund spitzt der Keilberg heraus.

Kleiner Fichtelberg

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Fichtelberg. Über eine schnurgerade Fahrstraße erklimmen wir die letzten Höhenmeter auf den 1214 Meter hohen Gipfel, den höchsten Berg Sachsens.

Neben einer Wetterwarte und der Bergstation der Schwebebahn steht hier auch das Fichtelberghaus. Eröffnet wurde es am 21. Juli 1889. Im Jahr 1963 ist es bis auf die Grundmauern niedergebrannt und wurde von 1965 bis 1967 wieder neu aufgebaut.

Fichtelbergbaus auf dem Gipfel des Fichtelbergs im Erzgebirge

Verglichen mit den Gebäuden auf dem höchsten Berg Sachsens, nimmt sich das Gipfelkreuz klein und bescheiden aus. Aber es gibt eins, das ist die Hauptsache.

Gegenüber vom Fichtelberghaus kann man die neu errichtete Friedensglocke besichtigen. Die Glocke ist eine Idee des Schwarzenberger Türmers Gerd Schlesinger. Er schlug 2009 vor, auf dem Fichtelberg eine läutbare Kirchenglocke aufzustellen, die als Denkmal der Einheit Deutschlands gelten soll.

Friedensglocke auf dem Fichtelberg

Nach ausgiebiger Besichtigung aller Sehenswürdigkeiten und einem Getränk auf der Terrasse des Fichtelberghauses, begeben wir uns an den Abstieg. Zunächst steuern wir die Bergstation an. Eine altmodische Gondel mit Passagieren an Bord schwebt herauf.

Die Schwebebahn feierte letztes Jahr ihren 100. Geburtstag und ist damit die älteste Luftseilbahn Deutschlands – noch immer kann man mit ihr fahren. Grandios.

Unser Weg führt nun zunächst über einen Forstweg bergab. An einem Schilderbaum halten wir uns links, wir wollen über den Schönjungfernsteig absteigen.

Der Pfad ist urig, schmal und steil. Wir erreichen bald darauf den Waldrand und haben von hier aus einen schönen Blick auf Oberwiesenthal.

Rechter Hand passieren wir die Skisprungschanzen. Angekommen im Ort schlendern wir geradeaus zurück zum Parkplatz, wo unsere Tour endet.

Fazit: Landschaftlich schöne Wanderung in geschichtsträchtiger Umgebung

Als wir vor ein paar Jahren das erste Mal auf dem Fichtelberg waren, haben wir zuvor noch den Keilberg „mitgenommen“. Der Aufstieg diesmal über den Zechengrund hat mir landschaftlich sogar noch besser gefallen. Hier herrscht Idylle pur. Die Aussicht vom Fichtelberg ist toll und reicht weit ins Landesinnere und hinüber nach Tschechien. Die Rundtour, wie wir sie gemacht haben, ist technisch einfach und auch konditionell gut machbar.

Einmal im Jahr gibt es den Fichtelbergmarsch. Er führt über 63 Kilometer von Chemnitz auf den Fichtelberg und es gilt, 1700 Höhenmeter zu bewältigen. Jedes Jahr treffen sich zu dem Extremmarsch hunderte Sportler und machen sich gemeinsam auf den langen Weg hinauf. Da der Marsch dieses Jahr am 24. Mai stattfand, hatten wir das Glück, einige Bergsportler bei ihrem Zieleinlauf zu sehen.

Wer das Erzgebirge mal ganz anders erleben will, dem sei die Weihnachtszeit empfohlen. Wenn man dann nach Einbruch der Dunkelheit durch das tiefverschneite Erzgebirge fährt, sieht man unzählige Schwibbögen in den Fenstern und erlebt eine sagenhafte Stimmung. Dann noch ein Besuch der weltberühmten Bergkirche in Seiffen und ein Stück Stollen – was will man mehr.

Höhe „Fichtelberg“: 1214 Meter
Höhenmeter: 486 hoch, 485 runter
Kilometer: 11,64
Zeit bis zum Gipfel: 2 Stunden
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 5,08

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