Anfang des Jahres überlegen wir, dass wir gerne mal wieder einen höheren Berg besteigen wollen und entscheiden uns für eine Reise nach Marokko.

Hier wollen wir in den Hohen Atlas und auf den höchsten Berg des Landes, den 4167 Meter hohen Jebel Toubkal. Er ist gleichzeitig der höchste Berg Nordafrikas.

Für die Besteigung ist seit ein paar Jahren die Begleitung durch einen Bergführer erforderlich. Wir entscheiden uns für eine geführte Tour mit dem DAV Summit Club, die den Toubkal bei einer kleinen Atlas-Durchquerung mit einbaut.

Am 21. Mai 2023 geht’s für uns mit dem Flugzeug von Frankfurt nach Marrakesch, wo wir in einem sehr gutem Hotel übernachten und beim Abendessen auch bereits einige Teilnehmer der 13-köpfigen Bergsteigergruppe treffen.

Am nächsten Morgen lernen wir dann Jannis kennen. Er ist unser Guide, der uns auf den Toubkal bringen soll.

Mit einem Kleinbus geht es von Marrakesch in das Bergdorf Imlil. Jannis spricht perfekt deutsch und erzählt uns auf der Fahrt schon jede Menge über Marokko, die Menschen und über die Region der Berber, in die wir jetzt fahren.

Bergdorf Imlil
Das Bergdorf Imlil.

Angekommen in Imlil kann man sich in den vielen kleinen Läden noch mit Proviant oder Ausrüstung eindecken. Es gibt einige Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten. Hier sehen wir nun auch erstmals ein Restaurant, wo es die traditionelle Tajine gibt.

Tajine in Marokko

In dem Tongefäß werden die Speisen (Gemüse, Kartoffeln, Fleisch, etc.) geschmort und sie kommen dann so auch direkt auf den Tisch. Zum Mittagessen essen wir unsere erste Tajine und es schmeckt uns richtig gut. Bei einem Spaziergang durch Imlil lernen wir unseren Koch für die nächsten Tage kennen. Wir trinken einen Tee in seinem Haus und treffen auch seine Frau und Kinder. Was für ein schönes Erlebnis.

Links unser Koch, rechts Bergführer Jannis.

Die Übernachtung ist in einer hübschen, aber leider etwas kalten Unterkunft in Imlil. Beim Abendessen (es gibt wieder Tajine) ziehen wir die Daunenjacken an, denn der Raum ist nicht beheizt.

Tag 1: Von Imlil zum Refuge Azib Tamsoult

Unser erster Bergtag beginnt entspannt um 9.30 Uhr nach einem ausgiebigen Frühstück. Wir müssen nur unseren Tagesrucksack tragen, alles andere (Essen und auch ein Gepäckstück pro Person) übernehmen unsere sechs Mulis. Jedes Muli hat einen Mulitreiber und so ist die Gruppe nun ganz schön groß. Allerdings laufen die Mulis und ihre Treiber schnell an uns vorbei, was seinen Grund hat, wie wir bald erfahren.

Schwer bepackt: Die Mulis auf der Trekkingtour durch den Hohen Atlas.

Der Weg führt aus Imlil heraus uns steigt stetig an. Wir genießen schöne Ausblicke zurück nach Imlil mit seinen dahinter liegenden Bergen.

Nach etwa 2,5 Stunden erreichen wir den Pass Tizi Mzik (2483 m). Für die Vorbereitung auf den Toubkal und die bessere Akklimatisierung besteigen wir von hier aus den Berg Tizi Mzik (2720 m).

Nach dem Gipfelfoto geht es zurück zum Pass. Von hier aus steigen wir nun auf der anderen Seite wieder ein gutes Stück ab. An einer etwas windgeschützten Stelle treffen wir plötzlich auf unsere Crew, die hier für uns eine feudale Essenstafel aufgebaut hat.

Es gibt Tische und für jeden einen Stuhl, wir können es kaum glauben. Jetzt wissen wir auch, warum uns die Mulis überholt haben.

Das reichhaltige Mittagessen besteht aus Salat, Makrelen, Bohnen und Reis, der sogar warm ist.

Gut gestärkt geht es anschließend weiter, nun auf einem schmalen Pfad. Wir durchqueren eine schöne Landschaft, umgeben von unzähligen Wacholderbäumen.

Kurz nach 16 Uhr erreichen wir unsere erste Hütte, das Refuge Azib Tamsoult auf 2250 Metern.

Die Hütte ist mit Mehrbettzimmer und einfachen sanitären Einrichtungen ausgestattet. Zum Nachmittag gibt es Popcorn und Tee für alle und am Abend die obligatorische Tajine, die unser Koch für uns frisch zubereitet.

Höhenmeter: 1054 hoch, 587 runter
Kilometer: 12,6
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 6,15

Tag 2: Vom Refuge Azib Tamsoult zum Refuge Les Mouflons

Reiner und ich haben in unserem 5-er Zimmer ganz gut geschlafen. Zum Glück, eine lange Etappe steht uns bevor.

Wir starten 8 Uhr und es ist toll: Keine Wolke ist am Himmel zu sehen. Der Weg zieht gleich gut an und wir schrauben uns nun wieder stetig hoch. Die tapferen Mulis müssen den gleichen Weg nehmen.

Es geht vorbei an einem fotogenen Wasserfall, wo es einen kleinen Kiosk mit Getränken und Snacks gibt.

Jetzt in steilen Serpentinen weiter aufwärts, es wird stellenweise so warm, dass man kurzärmlig laufen kann. Und: Wir sind über den Wolken!

Nach 5 Stunden erreichen wir den Pass Agnelzim auf nun immerhin 3650 Metern. Von hier aus sehen wir nun erstmals ganz deutlich den Toubkal. Was kommt da wohl noch auf uns zu?

Nach der Passüberschreitung geht es wieder abwärts und auf einer wunderbar gelegenen Hochfläche wartet erneut unsere aufgebaute Mittagstafel auf uns. Es gibt Salat, Linsen und Nudeln, unglaublich, was die Mulis alles für uns über die Berge transportieren.

Nach der ausgiebigen Pause sind es noch gut zwei Stunden, bis wir unser Tagesziel erreichen. Über einen schmalen Pfad geht es jetzt wieder abwärts, wir queren ein etwas unangenehmes kleines Schneefeld.

Um 15.50 Uhr sind wir am Refuge „Les Mouflons“ auf 3225 Metern. Es ist die letzte Übernachtungsmöglichkeit vor dem Toubkal, quasi unser Basislager.

Refugio "Les Mouflons"

Da noch ein direkter Weg von Imlil hier heraufführt und man so den Toubkal auch in zwei Tagen besteigen kann, ist das Refuge gut besucht. Wer mag, bekommt hier sogar eine Dusche. Übernachtet wird in Mehrbettzimmern und das Abendessen (heute: Spaghetti mit Soße) nehmen wir in einem großen – aber leider wieder kalten Speisesaal – ein.

Höhenmeter: 1365 Meter hoch, 477 Meter runter
Kilometer: 12,4
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 7,45

Tag 3: Gipfeltag Jebel Toubkal!

Um 5 Uhr gibt es Frühstück. Mit Stirnlampe am Kopf (noch ist es dunkel Draußen) und leichtem Tagesrucksack starten wir 6 Uhr zu unserer Toubkal-Besteigung. Über einen steilen Pfad geht es zügig aufwärts, wir queren zwei kleine vereiste Schneefelder, dann wird der Weg wieder einfacher.

Obwohl es jetzt hell ist, ist es noch immer ziemlich kalt. Dann endlich sehen wir die Sonne hervorblitzen und als wir den Weg in der Sonne erreichen, wird es herrlich warm. Nun steuern wir schon dem Gipfel entgegen. Um 09.35 Uhr erreichen wir den höchsten Berg Marokkos, den 4167 Meter hohen Jebel Toubkal mit seiner markanten Gipfelpyramide. Wir freuen uns, dass wir ihn alle gemeinsam erreicht haben und machen unzählige Fotos.

Die Aussicht ist grandios und wir haben jede Menge Zeit, sie zu genießen.

Auf dem Jebel Toubkal, 4167 m.

Für den Abstieg wählt Jannis eine etwas schwierigere Variante, wo man ab und zu die Hände braucht.

Wir kommen an einer Stelle vorbei, wo die Reste eines abgestürzten Flugzeugs zu finden sind. Nach einer kleinen Schleife sehen wir dann bald schon wieder das Refuge, welches wir kurz nach 13 Uhr erreichen und wo wir heute noch einmal übernachten.

Nach der Ankunft gönnen wir uns eine Dusche und verbringen den Nachmittag in der herrlichen Sonne auf der großen Terrasse. Zum Abendessen gibt’s Couscous mit Beilagen und dann geht es früh zu Bett, da am nächsten Tag noch ein weiteres Abenteuer auf uns wartet.

Höhe „Jebel Toubkal“: 4167 m
Höhenmeter: 1020 hoch, 1047 runter
Kilometer: 8,9
Zeit bis zum Gipfel: 3,35
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 7,10

Tag 4: Aufstieg zum zweithöchsten Gipfel Marokkos, den Jebel Ouanoukrim

Der Wecker klingelt 3.15 Uhr. Wer möchte, kann heute noch den zweithöchsten Berg dranhängen. Fast alle Teilnehmer unserer Gruppe sind dabei. Start ist 4 Uhr. Noch ist es stockdunkel. Zunächst geht es längere Zeit wenig steil dahin, dann erreichen wir den Rand eines großen Schneefeldes. Hier geht es jetzt richtig steil hinauf und es ist auch stellenweise eisig. Das ist mühsam und wir sind froh, den Sattel zu erreichen, wo das Schneefeld endet.

Endlich geht nun auch die Sonne auf und taucht unsere Umgebung in ein herrliches Licht.

Nun folgt eine kleine alpine Einlage: Über einen Grat klettern wir hinauf, das macht richtig Spaß, ist aber technisch etwas anspruchsvoller als gestern.

Angekommen auf einem großen Plateau, gehen wir dem Jebel Ouanoukrim entgegen. Mit seinen zwei Gipfeln ist er der zweithöchste Berg Marokkos und Nordafrikas. Zunächst erreichen wir den 4089 Meter hohen Ras Timezguida. Hier bläst ein eisiger Wind und nach einem schnellen Foto geht es direkt weiter auf den Ras Ouanoukrim (4083 Meter).

Auf dem Ras Ouanoukrim.
Auf dem Ras Ouanoukrim, 4083 m.

Die Aussicht hinüber zum Toubkal und über die Berge im Hohen Atlas ist fantastisch. Nachdem wir uns satt gesehen haben, beginnt unser langer Abstieg.

Zunächst geht es auf gleichem Weg zum Refuge „Les Mouflons“ zurück. Wir erreichen es gegen 11 Uhr. Dann beginnt der landschaftlich schöne Abstieg zurück nach Imlil. Uns kommen viele Gruppen und Bergsteiger entgegen, die den Toubkal noch besteigen möchten.

Wir erreichen kurz nach 13 Uhr eine Hütte, wo wir zu Mittag essen und unserer Crew für ihre Arbeit ihr wohlverdientes Trinkgeld überreichen. Heute gibt es eine Tajine mit Ei, sie schmeckt nochmal richtig lecker.

Dann sind es noch 1,5 Stunden bis Imlil. Ein Schild zeigt an, wann wir den Nationalpark verlassen.  

16 Uhr kommen wir erschöpft, müde aber glücklich an der Unterkunft an, die wir schon kennen. Wir übernachten heute auch nochmal hier und lassen den Tag entspannt ausklingen.

Höhe „Ras Timezguida“ (4089 m) und „Ras Ouanoukrim“ (4083 m)
Höhenmeter: 1083 hoch, 2468 runter
Kilometer: 22,17
Zeit bis Ras Timezguida: 3,25
Weiterweg bis Ras Ouanoukrim: 30 Minuten
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 11,50

Tag 5: Von Imlil zurück nach Marrakesch

Der Kleinbus bringt uns in zwei Stunden zurück nach Marrakesch, wo noch eine ausführliche Stadtführung auf uns wartet. Wir starten am Stadttor Bab Agnaou, sehen die Koutoubia Moschee und besichtigen den wunderschönen Bahia Palast.

Koutoubia Moschee
Die Koutoubia-Moschee ist eine der ältesten in Marokko und hat ein 77 Meter hohes Minarett.

Dann stehen wir auf dem wuseligen Marktplatz Djemaa el Fna, dem „Platz der Geköpften“.

Von hier gelangt man in die berühmten Souks von Marrakesch, wo man sich in den unzähligen und verwinkelten Gassen leicht verlaufen kann. Garküchen, Souvenirläden, Wollfärbergassen. Wir kommen aus dem Stauen kaum heraus.

Souks von Marrakesch

Hinter jeder Ecke wartet ein anderes tolles Fotomotiv auf uns. Es ist herrlich.

Nach einem letzten gemeinsamen Abschlussessen mit der Gruppe, ist die offizielle Reise vorbei. Wir haben noch ein paar Stunden Zeit, um auf eigene Faust Marrakesch zu erkunden, bevor es am nächsten Tag leider schon wieder heimgeht.

Fazit: Großartige Mehrtagestour im Hohen Atlas und auf die zwei höchsten Berge Marokkos

Mit 4167 Metern ist der Jebel Toubkal auch ohne längere Akklimatisierung in zwei Tagen zu erreichen. Will man mehr vom Hohen Atlas sehen und vielleicht sogar noch weitere Gipfel besteigen, ist eine Mehrtagestour absolut empfehlenswert.

Kondition sollte man mitbringen, da einige Etappen (und vor allem die letzte) sehr lang und damit auch anstrengend sind. Warme Kleidung braucht man dringend, da es nicht nur unterwegs sondern auch in den Unterkünften empfindlich kalt werden kann. Die Besteigung von Jebel Toubkal und Jbel Ouanoukrim sind ein unvergessliches Erlebnis, was uns für immer in Erinnerung bleiben wird.

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