Bei einer Besteigung des Kilimandscharos durchwandert man vier Klimazonen und wenn man den Gipfel erreicht, steht man auf dem höchsten Berg Tansanias.
Da er auch gleichzeitig der höchste Berg Afrikas ist, gehört er zu den Seven Summits der Welt.
Für mich war das immer faszinierend und so reifte der Entschluss, das Abenteuer Kilimandscharo anzugehen. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Ich kaufe einen Reiseführer über Tansania mit einem Kapitel über die Besteigung. Hier werden auch Agenturen empfohlen, die die Tour anbieten. Allein darf man nicht auf den Kilimandscharo, man benötigt als Begleitung einen geprüften Kilimandscharo-Guide des Tanzania National Parks.
Wir entscheiden uns für eine Agentur in Tansania unter deutscher Leitung. Natürlich kann man seinen Bergführer auch vor Ort buchen, aber wir wollten keine Zeit im Urlaub damit verlieren.
Die Qual der Wahl: Machame, Marango oder doch eine andere Route?
Einige Zeit verbringen wir damit, abzuwägen, welche Route es sein soll und in wie vielen Tagen. Wir beschließen, dass es die Machame-Route sein soll. Zum einen, weil man hier nicht den gleichen Weg hoch und wieder runter geht. Und zum anderen, weil man in einem Zelt übernachtet und wir gelesen haben, dass es dort meist wärmer sei als in den Hütten auf der Marango-Route.
Mit der Lemosho, Umbwe, Rongai-Kikilewa und der Shira-Route gibt es noch vier weitere Routen auf den höchsten Berg Afrikas.
Damit unsere Chancen steigen, den Gipfel zu erreichen, wollen wir vorher zur Akklimatisierung noch den Mount Meru (4566 Meter) besteigen.
Für den „Kili“ muss auch die Ausrüstung passen
Reiner muss von dem Vorhaben Tansania nicht lange überzeugt werden. Im Gegenteil, schnell ist er in seinem Element und besorgt Ausrüstung: Extra warme Schlafsäcke der österreichischen Gebirgsjäger, Daunenjacken, Spezialhandschuhe, Trinksysteme, die nicht Einfrieren, Bücher übers Höhenbergsteigen und einiges mehr.
Das spannende Thema mit der Höhe
Intensiv beschäftigen wir uns mit dem Thema Höhenkrankheit, ihren Anzeichen und was man tun kann und sollte, wenn man welche spürt. Wir sind regelmäßig in den Bergen, oft auch auf Mehrtagestouren. Daher machen wir uns über die Anforderung an unsere Kondition keine großen Gedanken, das Thema Höhe ist aber natürlich ein völlig anderes und wir haben keine Ahnung, wie es uns da ergehen wird.
Ins Reisegepäck kommen Ibuprofen und auch sonst noch ein paar Medikamente, falls wir das Essen nicht vertragen. Da die Finger stark anschwellen sollen, bleiben außerdem die Eheringe zu Hause. Der Rest wird sich zeigen.
Endlich ist es soweit. Nach der Traumtour auf den Mount Meru, beginnt das nächste Bergabenteuer.
Tag 1: Vom Machame Gate ins Machame Camp
Unser Guide, den wir schon vom Mount Meru kennen, holt uns 9.30 Uhr in Moshi ab. Mit einem Jeep geht’s zum Machame Gate (1790 m). Hier herrscht ein unglaublicher Trubel. Die Crews verpacken die Lebensmittel, das Zubehör und das Gepäck der Touristen.
Dann geht es zum Wiegen, denn es wird streng kontrolliert, dass jeder Träger nicht mehr als 20 kg Gepäck nimmt. Die Guides und wir müssen nur einen Tagesrucksack tragen. Falls einer von uns in der Gipfelnacht umkehren muss, werden wir diesmal von zwei Bergführern begleitet. 12 Uhr geht es los.

Wir folgen einem bequemen Weg und sind im tropischen Bergregenwald. Die Vegetation ist herrlich, es gibt auch viele Blumen.

Wir lassen es langsam angehen und machen auch öfter Pause. „Pole, pole“ (langsam, langsam) heißt es am Kilimandscharo und sei das Wichtigste, wenn man es auf den Gipfel schaffen will.
Kurz nach 16 Uhr erreichen wir das Machame Gate (3010 m). Wir staunen nicht schlecht, unser Zelt ist schon aufgebaut. Es ist viel größer als unseres daheim. Ein Palast!

Im Vorzelt ist sogar genügend Platz für Tisch und Stühle. Zum Abendessen wird eine Kerze aufgestellt und es gibt Salat, Kartoffeln, Gemüse und Fisch. Wir fühlen uns wohl und können in unseren warmen Schlafsäcken hervorragend schlafen.
Höhe „Machame Gate“: 3010 Meter
Höhenmeter: 1019 hoch, 9 runter
Kilometer: 10,86
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 4,15 h
Tag 2: Vom Machame Camp ins Shira Camp
Um 6.30 Uhr werden wir geweckt und es gibt Kaffee und eine Waschschüssel mit warmem Wasser für jeden. Dann folgt das Frühstück und auch das ist jeden Tag üppig. Es gibt Brot und zum Leidwesen von Reiner immer auch reichlich Porridge. Er kann dem nichts abgewinnen, probiert aber tapfer jeden Morgen ein paar Löffel.

Kurz nach 8 Uhr starten wir. Die Etappe heute ist nicht besonders lang, aber steiler als gestern. Die Landschaft hat sich merklich geändert, wir befinden uns jetzt in der Vegetationszone „Moorland“. Um uns herum Gräser, interessante Gewächse und Pflanzen, die wir noch nie gesehen haben.

Über den Wolken und mit einem herrlichen Blick hinüber zum Mount Meru steigen wir weiter auf. Die Guides machen immer mal wieder Pause und so haben wir jede Menge Zeit, die Landschaft zu genießen.

Mittags erreichen wir das Shira Camp auf 3845 Metern.

Zum Essen gibt es einen leckeren Eintopf mit Fleisch, Gemüse und Kartoffeln, außerdem Kochbananen und Obst. Dann zieht eine Regenwolke über das Camp, es hagelt auch kurz. Wir verziehen uns ins Zelt und relaxen. Am Nachmittag spazieren wir noch zur Shira Cave, einer kleinen Höhle.

Das Wetter hat sich wieder beruhigt und während wir das obligatorische Nachmittagspopcorn knabbern, genießen wir einen atemberaubenden Sonnenuntergang im Camp. Abends gibt es Reis mit Huhn und dann wird geschlafen.
Höhe „Shira Camp“: 3845 Meter
Höhenmeter: 715 hoch, 92 runter
Kilometer: 5,49
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 4,10 h
Tag 3: Tag der aktiven Akklimatisierung – Über den Lava Tower ins Barranco Camp
Wir werden schon vor 6 Uhr wach und es beginnt die Morgenroutine. Mittlerweile freue ich mich immer schon richtig auf meine Schüssel mit Wasser (abends gibt’s die auch nochmal) und die Möglichkeit, zur Katzenwäsche.

8.15 Uhr starten wir und heute geht es hoch hinauf. Die Etappe über den Lava Tower dient der aktiven Akklimatisierung. „Hoch gehen, tief schlafen“, so heißt es, wenn man sich für Bergtouren akklimatisieren möchte.
Die Landschaft wird heute zunehmend karg und bei über 4000 Metern erreichen wir die nächste Vegetationszone, die „Steinwüste“.

Nach drei Stunden kommen wir am Lava Tower an. Wir befinden uns jetzt auf 4640 Metern, also höher als auf dem Gipfel des Mount Meru. Umgeben von Rabenvögeln und Mäusen rasten wir hier.

Wir haben heute auch schon ein paarmal den Kilimandscharo gesehen. Noch sind es drei Tage bis da hinauf…

Bis zum Camp ist es dann nicht mehr weit. Wir steigen in das malerische Barranco-Tal ab. Umgeben von herrlichen Riesenlobelien und Riesensenezien steuern wir das Camp an.

Kurz nach 13 Uhr erreichen wir das Barranco-Camp, wo es diesmal sogar Handyempfang gibt.

Unser Zelt ist schon aufgebaut und den Nachmittag verbringen wir mit Spazieren gehen, Ausruhen und Essen.

Ich finde ja, dass wir feudal unterwegs sind und wirklich verwöhnt werden, aber es geht noch exklusiver. Hier ein Toilettenzelt, was einer anderen Gruppe gehört.

Auch heute genießen wir wieder einen herrlichen Sonnenuntergang und nach dem Abendessen (Nudeln mit Gemüse) fallen wir ins Bett.
Höhe „Lava Tower“: 4640 Meter
Höhe „Baranco Camp“: 3960 Meter
Höhenmeter: 649 hoch, 626 runter
Kilometer: 10,6
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 5 h
Tag 4: Über die „Breakfast Wall“ ins Karanga Camp
Heute ist erst 7 Uhr wecken, denn der Tag ist kurz. Viele gehen die Tour an 6 Tagen und lassen das Karanga-Camp aus.
Obwohl die letzte Nacht ziemlich kalt war, haben wir gut geschlafen. Bis die Sonne das Camp erreicht, ist es auch morgens noch frisch.

Doch dann ist die Sonne da und wir frühstücken kurzärmelig im Freien. Herrlich!

8.30 Uhr starten wir heute und es wartet die berühmte „Barranco-Wall“ auf uns. Sie wird auch „Breakfast Wall“ genannt, weil man das steile Stücke quasi direkt nach dem Frühstück in Angriff nimmt.
Ab und an benötigt man die Hände, aber wenn man die Berge gewöhnt ist, ist der Weg unproblematisch.

Großen Respekt gebührt den Trägern, die das schwere Gepäck auf dem Kopf oder Rücken tragen.

Oben angekommen, erwartet uns ein unglaublicher Ausblick. Wir sind jetzt auf 4222 Metern und damit heute auf dem höchsten Punkt der Tour. Der Gipfel des Kilimandscharo scheint zum Greifen nah.

Auch heute sind wir wieder über den Wolken, im Hintergrund spitzt der Mount Meru heraus.

Dann geht der Weg recht entspannt weiter, am Ende aber nochmal steil runter und wieder hoch.

Hier gibt es die letzte Wasserstelle vor dem Basecamp und die Träger füllen nochmal alles auf.
Schon um 11.30 Uhr erreichen wir bei bestem Wetter das sehr schön gelegene Karanga Camp (4035 m.)

Unser Zelt hat wieder einen tollen Platz und wir genießen die Sonne und den Ausblick. Mittags gibt es Reis mit Fleisch, abends Pommes mit Huhn und Gemüse und als Nachtisch frische Melone. Unglaublich, was alles für uns hierher getragen wurde.

Der Sonnenuntergang ist auch heute wieder spektakulär mit Blick direkt hinüber zum Mount Meru.

Höhe „Karanga Camp“: 4035 Meter
Höhenmeter: 361 hoch, 395 runter
Kilometer: 5,3
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 5,32 h
Tag 5: Vom Karanga Camp ins Basislager
Nach einer windigen und kalten Nacht, werden wir 7 Uhr geweckt. Ich habe in der Nacht leider Magenprobleme bekommen und sage unserem Guide, dass ich ab jetzt lieber kein Fleisch mehr essen möchte.
Die heutige Etappe ist kurz und führt ins Barafu Camp, dem Basislager für den „Kili“ auf der Machame Route.
Der Weg ist eine Sandpiste, es geht stetig bergauf, ist aber heute nie richtig steil.

Schon kurz nach 11 Uhr kommen wir im Camp auf 4640 Metern an.

Unsere Zelte sind an einer windgeschützten Stelle aufgebaut. Wir sehen von hier aus sehr schön hinüber zum Mawenzi. Er ist mit 5148 Metern der zweithöchste Berg im Kilimandscharo-Massiv.

Leider fühlen wir uns heute tatsächlich beide etwas matt, Reiner hat zudem Kopfschmerzen. Die Höhe macht sich bemerkbar. Zum Mittagessen gibt es gefüllte Teigtaschen und abends Spaghetti mit Soße. Die Kohlenhydrate können wir heute Nacht gut gebrauchen…
Höhe „Barafu Camp“: 4640 Meter
Höhenmeter: 564 hoch, 80 runter
Kilometer: 3,8
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 3 h
Tag 6: Gipfeltag!
Nach ein paar unruhigen Stunden Schlaf, werden wir 0.30 Uhr geweckt. Es ist ziemlich kalt und wir ziehen mehrere Schichten an. Dann ein schneller Kaffee, ein paar Kekse. Um 1 Uhr ist Start. Weit oben am Berg sehen wir schon ein paar Kopflampen. Das müssen die anderen Gruppen sein.
Unsere Guides kennen uns jetzt schon gut und schlagen das gewohnte Tempo an. Höhenmeter für Höhenmeter schrauben wir uns den steilen Hang hinauf, es ist stellenweise mühsam, da man bei dem sandigen Untergrund immer auch wieder zurückrutscht. Die Nacht ist sternenklar und stockfinster.
Dann überholen wir die ersten Gruppen, sie sind größer als wir und brauchen daher länger. Ab einer Höhe von etwa 5600 Metern spüre ich eine deutliche Veränderung. Die Beine sind bleischwer, jeder Schritt eine Überwindung. Zehn Schritte gehen, anhalten, atmen, wieder zehn Schritte gehen. Nach einem letzten steilen Stück erreichen wir Stella Point (5740 Meter), den höchsten Punkt am Rande des Kibo-Kraters. Jetzt wird der Weg deutlich flacher, unser Guide ermuntert uns, dass es nicht mehr weit ist.
5.30 Uhr, es ist noch dunkel, stehen wir dann am Gipfel des Kilimandscharos, dem Uhuru Peak auf 5895 Metern.
Es ist ein ergreifender Moment. Ich bin unendlich glücklich, dass wir es zusammen auf den Gipfel geschafft haben, aber auch, dass die Anstrengung jetzt vorbei ist.

Langsam geht die Sonne auf und wir sehen etwas von unserer Umgebung und den Gletschern hier auf dem Kili. Wir sind jetzt in der vierten Vegetationszone „Ewiges Eis“.

Es ist tatsächlich eiskalt. Ich bin nicht in der Lage, die Handschuhe auszuziehen und Fotos zu machen. Das übernehmen Reiner und die Guides.

Von einem herrlichen Sonnenaufgang begleitet geht es an den Abstieg. 4,5 Stunden haben wir hoch gebraucht, den Rückweg machen wir in weniger als zwei Stunden. Was hoch so mühsam war, ist runter umso einfacher.

Fast rennen wir die Sandpiste runter und erreichen 7.35 Uhr wieder das Barafu Camp. Jetzt haben wir leider ziemlich starke Kopfschmerzen.
Die Zelte stehen noch und wir versuchen, etwas zu schlafen. Dann gibt es Mittagessen, wir haben aber fast keinen Appetit.
Kurz nach 10 Uhr beginnt der Abstieg. Über das Millenium Camp gehen wir ins Mweka Camp (3100 Meter). Die Kopfschmerzen sind schlagartig weg und wir fühlen uns richtig gut. Das Zelt steht jetzt wieder im Regenwald und wir werden hier vermutlich super schlafen können.

Höhe „Kilimandscharo“: 5895 Meter
Höhenmeter: 997 hoch, 2717 Meter
Kilometer: 18,3
Zeit bis zum Gipfel: 4,5 h
Gesamtzeit: 8,20 h
Tag 7: Abstieg zum Mweka Gate
Nach dem Frühstück bekommen wir von unserer Crew das „Kili-Lied“ gesungen, dann erfolgt die Trinkgeldübergabe und wir bedanken uns ausgiebig.

Der Weg hinunter ist heute leicht und wieder sehr schön durch einzigartigen Regenwald.

Schon nach zwei Stunden erreichen wir Mweka Gate (1630 Meter) und sind damit am Ende der Tour. Im Park gibt es einen Souvenirshop, ich kaufe mir ein „Finisher-T-Shirt“. Hier bekommen wir auch noch ein letztes Mittagessen gekocht und schließlich unsere Urkunden.

Höhe „Mweka Gate“: 1630 Meter
Höhenmeter: 5 hoch, 1358 runter
Kilometer: 9
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 2 h
Fazit: Der Kilimandscharo ist ein Erlebnis!
Eine Wahnsinnswoche geht zu Ende. Faszinierend ist die Natur, die wir durchwandert haben. Unvergessen bleiben die Qualen der Gipfelnacht und wie sich das anfühlt, auf weit über 5000 Metern. Beeindruckend aber auch das Drumherum: Die Organisation der Tour, die perfekte Verpflegung und die vielen Geschichten der Guides über ihr Leben und Arbeiten am Kilimandscharo. Es sind Eindrücke, die wir nie vergessen werden.
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