Die Gipfelziele im Mangfallgebirge gehören zu den klassischen Münchner Hausbergen. Viele können sowohl im Sommer als auch im Winter bestiegen werden und selten ist man irgendwo alleine unterwegs.

Bei der Bergtour, die wir heute gehen, wird das vermutlich anders sein.

Wir wollen auf das Hintere Sonnwendjoch (1989 m) in Tirol, den höchsten Berg des Mangfallgebirges. Auf bayerischem Gebiet ist die 1884 Meter hohe Rotwand der höchste Gipfel. Schon oft haben wir von der Rotwand aus hinüber gesehen zum beeindruckenden Bergmassiv des Sonnwendjochs. Heute wollen wir auf einer wenig begangenen Route hinauf. 

Verwunschene Pfade auf das Hintere Sonnwendjoch

Für unsere Bergtour fahren wir in die Valepp. Dorthin gelangt man über eine 14 Kilometer lange Mautstraße (6 Euro) ab Rottach-Egern am Tegernsee.

Wir stellen unser Auto in der Valepp am Parkplatz „Johannesbrücke“ ab. Von hier folgen wir dem Schild Richtung Forsthaus Valepp, welches wir schon nach fünf Minuten erreichen.

Wir passieren eine kleine Kirche und eine alte Alm und folgen zunächst weiter dem Forstweg.

Rechts haltend durch den Wald in das Enzenbachtal. An einer Wegteilung geht es rechts zur Erzherzog-Johann-Klause. Wir halten uns links und folgen dem Forstweg bis zu einer Brücke über den Enzenbach.

Jetzt rechts zu einem schmalen Pfad, der gleich ordentlich anzieht.

In vielen Serpentinen schlängelt sich der Weg steil die Bergflanke hinauf. An manchen Stellen ist er so schmal, dass keine zwei Füße nebeneinander passen.

Balancieren ist angesagt.

Dann lehnt sich das Gelände etwas zurück, der Weg wird flacher und schlängelt sich unterhalb einer Steilwand vorbei.

Jetzt im Juni stehen die Wiesen in den Alpen in voller Blüte. Es ist eine Pracht. Auch der Gelbe Enzian wächst hier gerade heran. Er gilt als Heilpflanze. Aus seiner bitteren Wurzel werden Arzneien und Enzianschnaps hergestellt.

Wir erreichen die Bärenbadalm auf 1600 Metern. Die Kühe sind hier schon auf der Weide und genießen offensichtlich den Start in die Almsaison.

Weiter geht es immer Richtung Sonnwendjoch.

Noch ist der Gipfel nicht zu sehen. Dafür jede Menge Blumen und überall dazwischen das lila-leuchtende Knabenkraut.

Der Weg zieht nach links, ein Schild zeigt an, dass es noch 45 Minuten bis zum Gipfel sind.

In großen Serpentinen windet er sich nach oben. Stellenweise ist der Weg mit Stufen ausgebaut.

Zuletzt durch Latschen und steinige Passagen zum Gipfelkreuz.

Nach 3,30 Stunden stehen wir auf dem Hinteren Sonnwendjoch (1989 m), dem höchsten Gipfel des Mangfallgebirges. Seinen Namen verdankt das Gebirge dem gleichnamigen Fluss Mangfall, der ein Abfluss des Tegernsees ist und ein wichtiges Trinkwasserresservoir für München bildet.

Die Aussicht von hier oben ist sensationell. Deutlich sind Wendelstein, Rotwand und das Rotwandhaus zu sehen. Unten sieht man die Ackernalm. Sie ist die größte Alm Tirols und über eine Mautstraße zu erreichen. In einer Käserei kann man in den Sommermonaten frischen Käse kaufen. Sehr zu empfehlen!

Blick weiter zur Krenspitze, dem Nachbargipfel des Sonnwendjochs.

Nach der ausgiebigen Rast geht es bis zur Bärenbadalm zunächst auf dem Anstiegsweg wieder zurück. Von hier aus könnte man ebenfalls den bekannten Weg zurücknehmen, wir entscheiden uns für eine Variante. Aber Achtung, damit verlängert sich die Tour etwas. Dafür gehen wir links an der Alm vorbei und folgen den spärlichen (aber immer vorhandenen) Markierungen Richtung Valepp.

Wir erreichen die Bärenbad-Schiestl-Hütte und gehen an der ebenfalls links vorbei. Über eine Wiese weiter abwärts.

Der Weg ist mal mehr, mal weniger schlecht zu erkennen. Markierungen sind immer noch da, aber häufig auch schon sehr verblasst. Reiner hat die Tour vorher als GPS-Track runtergeladen, daher sind wir uns unserer Sache recht sicher.

Wir passieren ein kleines Waldstück.

Dann plötzlich ein breiter Weg, den wir aber nur kurz queren und dann der Markierung in eine hohe Wiese hinein folgen. Der Wegabschnitt scheint wenig begangen zu sein, denn er ist hier wirklich kaum noch zu erkennen.

Da gehts weiter.

Wir folgen dem herrlich verwunschenen und steilen Pfad fortlaufend abwärts und erreichen schließlich das Almgelände der Reichsteinalm. Zurück in der Zivilisation. Kühe liegen hier gemütlich in der Sonne und interessieren sich wenig für die zwei Passanten, die gerade ihr Revier betreten.

Während wir beim Aufstieg zur Bärenbaldalm zwei anderen Wanderern begegnet sind, waren wir beim hier beschriebenen Abstieg nun tatsächlich komplett alleine unterwegs.

Hier endet das wilde Wege Abenteuer endgültig. Auf einem breiten Forstweg geht’s jetzt noch fünf Kilometer zurück zum Parkplatz. Einige kleine Gegenanstände gilt es zu bewältigen, bis wir am neu renovierten Forsthaus Valepp ankommen, wo man seit letztem Jahr auch wieder einkehren kann.

Höhe „Hinteres Sonnwendjoch“: 1989 Meter
Zeit bis zum Gipfel: 3,30 Stunden
Höhenmeter: 1243 hoch, 1228 runter
Kilometer: 20,25
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 6,50 Stunden

Fazit:  Einsamer und langer Anstieg von Bayern auf das Hintere Sonnwendjoch

Die kürzeste Tour auf das Hintere Sonnwendjoch startet auf der Ackernalm. Von hier aus sind es nur noch 600 Höhenmeter bis zum Gipfel. Die Tour, wie wir sie gegangen sind, ist deutlich länger, sehr einsam und erfordert an einigen Stellen etwas Orientierungssinn. Dafür wird man mit einer herrlichen Natur, vielen schönen Pfaden und Wegabschnitten belohnt. Der Anstieg bis zur Bärenbadalm ist stellenweise schmal und auch etwas ausgesetzt. Auf den Schildern ist er mit „rot“ markiert. Der Weiterweg ab der Alm zum Gipfel ist technisch einfacher. Die Aussicht vom Gipfel ist grandios und die Aufstiegsmühen sind schnell vergessen.

Download file: Hinteres_Sonnwendjoch_2025.gpx