Von der Azoreninsel Pico hinüber nach Fajal ist es ein Katzensprung. Gerade einmal zehn Kilometer trennen die beiden Inseln voneinander und es gibt mehrmals am Tag eine Fährverbindung.

Nach fünf Tagen auf Pico beschließen wir, der Nachbarinsel einen Besuch abzustatten. Fajal ist die fünftgrößte Insel der Azoren und der Anlaufpunkt schlechthin für alle Atlantiküberquerer.

In den 1970ern soll sich auf der Kaimauer von Horta der erste Segler mit einem Bild verewigt haben. Jetzt ist der Hafen ein kunterbuntes Freiluftmuseum. Denn inzwischen ist es Tradition, dass jeder, der hier vor Anker geht, selbst ein Bild malt.  

Nur 30 Minuten dauert unsere Überfahrt von Madalena auf die Inselhauptstadt Horta. Im Vergleich zu den Orten auf Pico geht es hier trubeliger zu – es gibt eine Vielzahl an Restaurants, Cafes und Übernachtungsmöglichkeiten. Wir quartieren uns zentrumsnah in einem Hotel ein. Von hier aus sind alle Sehenswürdigkeiten der Insel gut erreichbar.

Besonders gespannt sind wir auf die berühmte Caldeira. Der riesige Vulkankrater befindet sich in der Inselmitte. Sein höchster Punkt ist der 1043 Meter hohe Cabeço de Gordo – er ist gleichzeitig der höchste Berg Fajals. Die Besteigung des Bergs und die Umrundung der Caldeira ist technisch kein Problem, wenn nur das Wetter nicht wäre…

Eine hartnäckige Nebelglocke hängt tief über Fajal. Als wir das erste Mal ins Inselinnere fahren, sehen wir die Hand vor Augen nicht.

Dann am nächsten Tag blauer Himmel. Mit unserem Mietauto geht es die kurvenreiche Straße hinauf ins Hochland von Fajal. Wir können noch einen der letzten Parkplätze „Caldeira“ auf 907 Metern ergattern.

Durch einen Tunnel geht es zu einer Aussichtsplattform.

Dann blicken wir staunend zum ersten Mal in den imposanten Krater. Das gesamte Gebiet steht unter Naturschutz, man darf also nur auf den ausgewiesenen Wegen laufen.

Unser Plan ist, die Caldeira im Uhrzeigersinn zu umrunden. Also los geht’s. Über ein paar Treppenstufen erreichen wir den Kraterrand.

Der Pfad zieht leicht an, zügig steuern auf den Cabeço de Gordo zu. Dank seiner Antennen, ist er schon weit aus der Ferne zu erkennen.

Kühe grasen hier und schon nach 20 Minuten stehen wir auf dem höchsten Berg der Insel Fajal. Wir genießen einen herrlichen Blick hinüber zum Pico, den wir vor ein paar Tagen gerade erst bestiegen haben. Auch die Insel Graciosa ist von hier aus zu erkennen.

Dann setzen wir unseren Weg fort und folgen immer dem gut sichtbaren Pfad auf dem Kraterrand. Mal schmal, mal weniger schmal erreichen wir zwei weitere Markierungspfosten. Zunächst den Alto do Guarda Sol und weniger später den Alto do Brejo.

Der Blick hinein in den Krater ist von allen Seiten faszinierend. Er ist unglaubliche 400 Meter tief und hat einen Durchmesser von bis zu zwei Kilometern. Was für ein Gigant! Mit Begleitung durch einen Guide kann man übrigens auch bis zum sumpfigen Kraterboden hinabsteigen.

Wir begnügen uns heute mit der Umrundung – und diese ist schlichtweg ein Hochgenuss.

Angekommen etwa auf der Hälfte der Strecke, schieben sich Wolken an den Kraterrand.

Von links mündet der beliebte „Trilho dos Dez Vulcões“ (Weg der zehn Vulkane) herauf.

Eine üppige Flora gedeiht auf dieser Seite der Caldeira. Es ist herrlich.

Im stetigen Auf- und Ab passieren wir eine kurze mit Geländer gesicherte Passage.

Fajal wird auch Ilha Azul (blaue Insel) genannt. Den Grund dafür sehen wir nicht nur hier, sondern überall auf der Insel. Es sind die blauen Hortensienhecken, die der Insel ihren Beinamen verleihen. Jetzt sind sie leider schon fast verblüht, aber man kann erahnen, wie herrlich es aussehen muss, wenn sie in voller Blüte stehen.

Nach etwa 2,30 Stunden nähern wir uns mit Ankunft an einer kleinen Kapelle wieder dem Parkplatz. Ein letzter Blick hinab in den Krater. Was für ein Erlebnis!

Höhe Cabeço de Gordo“ 1043 Meter
Höhenmeter: 345 hm hoch, 345 hm runter
Zeit bis zum Gipfel: 20 Minuten
Kilometer: 7,81
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 2,30 Stunden

Fazit: Herrliche Kraterumrundung mit faszinierenden Tiefblicken

Das letzte große Erdbeben hat die Insel Fajal im Jahr 1998 erlebt. Bei vielen Wanderungen hier blickt man auf Krater oder in einen Krater hinein. Aber keiner ist so groß und mächtig wie die Caldeira im Inselinneren. Die Umrundung bei schönem Wetter und entsprechender Sicht ist ein super Erlebnis und der Weg unheimlich abwechslungsreich. Es handelt sich um eine kurze und leichte Wanderung. Bei gutem Wetter sind mit Pico, Graciosa und Sao Jorge gleich drei der Nachbarinseln zu sehen.

Die Caldeira ist zwar der Hauptkrater von Fajal, aber vom Meer bis hinauf reihen sich die Vulkane wie an einer Schnur aneinander. Der Tag des verheerenden Vulkanausbruchs, der die Gegend so entscheidend prägte, war der 27. September 1957. Durch den Ausbruch entstand die Halbinsel Ponta dos Capelinhos. Auch ein verlassender Leuchtturm steht hier noch. Man kann beides bei einer kleinen Wanderung besichtigen. Sehr zu empfehlen!

Download file: 2025_Cabeco_de_Gordo.gpx