Steht man auf dem Gipfel der Zugspitze, dann ist man fast sprachlos, wie es möglich ist, so viele Restaurants und Seilbahnen auf nur einen einzigen Berg zu bauen.
Keine Frage, die Aussicht ist spektakulär, Gipfel gibt es aber schönere. Das Besondere für Bergsteiger der Zugspitze sind die fünf verschiedenen Aufstiege hier herauf – und die sind allesamt ein Erlebnis. Wir möchten dieses Jahr übers Reintal hinauf.
Die Tour gilt als die einfachste, ist aber zugleich die längste auf Deutschlands höchsten Berg. Wir waren bisher zweimal auf der Zugspitze (immer via Stopselzieher) und sind sehr gespannt, was uns erwartet.
Diesmal unterwegs in einer kleinen Gruppe, wollen wir auf der Reintalangerhütte eine Zwischenübernachtung einlegen. Die Hütte ist beliebt, die Schlafplätze immer schnell ausgebucht, man sollte mit der Reservierung rechtzeitig dran sein.
Tag 1: Über die Bockhütte zur Reintalangerhütte
Unsere Tour startet in Garmisch-Partenkirchen in der Nähe des Eisstadions (710 m). Imposant erheben sich die Berge rund um Garmisch in die Höhe.

Der Weg führt zunächst längere Zeit eben dahin. Wir passieren die Kochelbergalm und die Partnachalm und tauchen mit jedem Schritt immer tiefer in die schöne Natur ein.

Nach 3,5 Stunden erreichen wir die bewirtschaftete Bockhütte auf 1050 Metern und kehren ein. Wir befinden uns jetzt im Reintal. So wird das obere und untere Tal der Partnach zwischen dem Zugspitzplatt und der Partnachklamm genannt. Die Gegend gehört zu den beeindruckendsten naturnahen Tallandschaften der Bayerischen Alpen – und es ist wirklich einmalig schön hier.

Keine Straße führt in dieses Tal und deswegen herrscht hier Natur und Ruhe pur. Wir genießen den schönen Weg, der heute jede Menge Kilometer aber dafür gar nicht so viele Höhenmeter für uns bereit hält.
Kurz nach 16 Uhr kommen wir auf der gemütlichen Reintalangerhütte an. Die Lage direkt am Fluss und dem „Partnach-Lido“ ist traumhaft.

Wer mag, kann hier ein eiskaltes Bad in der Partnach nehmen oder es sich im „Biergarten“ gemütlich machen.

Der Hüttenabend anschließend wird lustig und lang und im sehr vollen Lager ist das Schlafen etwas mühsam. Wir werden sehen, wie wir morgen aus den Betten kommen…
Höhe „Reintalangerhütte“: 1370 m
Höhenmeter: 650 hoch, 364 runter
Kilometer: 14
Gesamtzeit (inkl. einiger Pausen): 6,15 Stunden
Tag 2: Über Knorrhütte und Sonnalpin auf die Zugspitze
Am Morgen werden wir vom Hüttenwirt mit Trompetenmusik geweckt. Lustig! Nach Katzenwäsche und Frühstück ist 7.40 Uhr Aufbruch. Noch ist die Gruppe etwas müde, aber das wird schon…
Gut ausgeschildert führt der Weg weiter ins Tal hinein. Dann wird es allmählich steiler.

Jetzt im Juli steht die Alpenrose in voller Blüte – ein Traum diese Jahreszeit mit ihren vielen Blumen.

Die Landschaft wird nun zunehmend karger. Nach 1,45 Stunden erreichen wir die Knorrhütte auf 2052 Metern. Auch hier kann man Übernachten und Einkehren. Zum Glück. Die Gruppe ist durstig, die letzten Höhenmeter waren steil.

Ein Schild zeigt an, dass es jetzt noch „schlappe“ 3 Stunden bis zum Gipfel sind.

Die Gegend ist jetzt hochalpin. Jede Menge Bergschafe leben hier und wir wundern uns, dass sie hier überhaupt genügend Futter finden.

Der Weg wird gerölliger und wir legen nochmal ein kurzes Päuschen ein, um Kraft für den finalen Schlussanstieg zu sammeln. Über ein großes Schneefeld nähern wir uns dem Gletscherrestaurant Sonnalpin (2589 m).

Im Winter ist hier das Skigebiet-Zugspitze und dementsprechend viel Trubel. Wer keine Kraft mehr hat, könnte von hier aus die letzten Höhenmeter mit der Seilbahn hinaufschweben.

Über ein steiles und sandiges Geröllfeld schrauben wir uns etwa 30 Minuten in kleinen Serpentinen mühsam nach oben und erreichen dann den Einstieg in den seilversicherten Steig.

Der Blick zurück ins Skigebiet ist beeindruckend. Jetzt im Sommer sind nur noch ein paar vereinzelte Schneefelder zu sehen.

Jetzt ist es nicht mehr weit, der Gipfel zum Greifen nah.

Dann, nach 5,10 Stunden, stehen wir kurz vor 13 Uhr auf dem gut besuchten Gipfelplateau der Zugspitze (2962 m). Wir haben heute wettertechnisch Glück und genießen einen tollen Ausblick, auch hinter zum malerischen Eibsee.

Das Gedränge hinüber zum berühmten Goldenen Gipfelkreuz ist wie immer bemerkenswert. Wir verzichten entspannt darauf, standen ja schon zweimal dort.

Nun ist Zeit für ein Gipfelbier im Münchner Haus. Danach geht es heute für uns mit der Zahnradbahn wieder ins Tal nach Garmisch. Unten angekommen, laufen wir noch gut 1 Stunde bis zum Auto zurück.
Fazit: Landschaftlich reizvolle und abwechslungsreiche Tour auf das „Dach Deutschlands“
Der Aufstieg über das Reintal ist nicht umsonst so beliebt. Hat man mit der Reintalangerhütte doch so eine herrliche Hütte auf etwa halber Strecke und mit dem Reintal eine Landschaft, die ihresgleichen sucht. Auch der Wegabschnitt nach der Knorrhütte ist faszinierend und die Abwechslung zum Tag davor natürlich spektakulär.
Der letzte Wegabschnitt ab Sonnalpin ist technisch der anspruchsvollste und im oberen Bereich sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Daran sollte man auch denken, wenn man die Tour an nur einem Tag machen möchte. Man braucht gute Kondition und am Ende nochmal volle Konzentration.
Höhe „Zugspitze“: 2962 Meter
Höhenmeter: 1609 hoch, 31 runter
Kilometer: 9
Zeit bis zum Gipfel: 5,10 h
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 7,20 h
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