Korfu ist Griechenlands grünste Insel und jetzt im Mai blüht es überall.

Die Landschaft ist wunderbar abwechslungsreich: Auf der Halbinsel Erimiti wandern wir durch einen Urwald aus alten Erdbeerbäumen. Ein Highlight ist auch die Tour zum Aussichtspunkt hinunter auf die Zwillingsbucht Porta Timoni. Man kann von hier aus zu der Bucht absteigen, baden gehen und noch eine im Wald versteckte Höhlenkapelle besichtigen.

Die Zwillingsbucht Porta Timoni.

Wir übernachten im Norden von Korfu im Ort Acharavi. Von hier aus erreichen wir mit unserem Mietauto problemlos viele Wanderungen. Da Korfu nur 60 km lang ist, fahren wir an einem Tag auch mal ganz in den Süden und schauen uns die Korission Lagune an. Hier kann man Flamingos sehen, wenn man Glück hat. 

In ganz besonderer Erinnerung wird uns auch die Tour auf den höchsten Berg der Insel bleiben. Der Pantokrator ist „nur“ 911 Meter hoch – doch wer hätte gedacht, dass uns ausgerechnet dieser Berg so ins Schwitzen bringt. Dabei waren nicht die Höhenmeter das Problem, sondern der Weg. Er ist nicht nur schwer zu finden, sondern auch abenteuerlich…

Über ein verlassenes Dorf auf den Pantokrator

Der Pantokrator (Name bedeutet: Allesbeherrscher) kann von verschiedenen Seiten aus bestiegen werden, wir entscheiden uns für die Variante ab Pórta, die auch im Rother-Wanderführer „Korfu“ beschrieben ist. Zum Glück lädt Reiner vorher die Tour als GPS-Track auf das Garmin und ist außerdem auch ein guter Pfadfinder.

Das Auto parken wir an der Kirche Agia Varvara in Pórta (386 m).

Kirche Agia Varvara in Pórta
Kirche Agia Varvara.

Im Ort passieren wir eine Taverne und steigen weiter ab bis wir rechts zu einem Haus mit Außentreppe kommen. Hier zeigt uns ein Schild „Public Path“ den Einstieg an. Wir folgen dem etwas verwunschenen Pfad und freuen uns: Der Weg ist mit orange-roten Markierungen versehen, wir sind wohl richtig. Allerdings ist es auch jetzt schon etwas abenteuerlich.

Das geht ja gut los.

Hier sehen wir jetzt auch erstmals die Schilder mit dem Marathonläufer. Dabei handelt es sich um die Markierungen für den jährlichen Kassios Dias Trail.

Immer den Markierungen folgend, erreichen wir die Häuser des ehemaligen Dorfs Rou, die saniert wurden und jetzt eine sehr hübsche Ferienanlage sind. Nach der Anlage führt unser Pfad bald wieder in den Wald. Wir kommen an einem alten Brunnen vorbei.

Steil geht es nun hinauf, noch ist der Pfad einigermaßen zu erkennen, aber man muss dennoch gut aufpassen.

Der Weg führt uns durch einen sehr schönen Eichenwald.

Er ist jetzt schon ziemlich zugewachsen. Es ist Anfang Mai, wahrscheinlich ist er einfach noch zu wenig begangen worden, überlegen wir uns.

Angekommen auf einer Anhöhe erreichen wir eine Wiese. Hier könnte man geradeaus die kürzere Variante auf einem Fahrweg zum Pantokrator nehmen. Reiner checkt das Garmin und sieht, dass „unser“ Weg nach links führt.

Wir folgen dem Track und haben nun sogar schon den Pantokrator im Blick.

In stetigem auf- und ab folgen wir dem „Weg“. Es gibt gute Abschnitte mit wenig Gras und Gebüsch, aber auch Abschnitte mit mannshohem Farn, kratzigen Disteln und hohem Gebüsch.

Das ist zäh und nervenzerreibend, zumal wir nur sehr langsam vorankommen und der Pantokrator immer noch in weiter Ferne zu sein scheint.

Der „Weg“.

Ich habe inzwischen meine Hosenbeine wieder rangezippt, was eine gute Entscheidung war, bevor ich mir die Beine komplett zerkratze.

Kaum zu glauben, aber hin- und wieder taucht sogar eine Markierung auf.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir die Ruinen des verlassenen Ortes Palies Sinies auf 469 m. Tatsächlich waren es nur knapp 2,5 Stunden bis hierher – uns und den zerkratzten Armen und Beinen kam es länger vor.

Wir stehen nun endlich am Fuß des Pantokrators und können seinen Gipfel von der baufälligen Kapelle Agios Georgios aus gut erkennen.

Nun ist es nur noch ein Katzensprung bis auf den Gipfel, allerdings ein steiler. Wir rasten kurz und nehmen dann die letzten 450 Höhenmeter in Angriff.

Der Weg ist jetzt wieder gut markiert und windet sich in steilen Serpentinen über die Ostflanke nach oben. Eine Hornviper huscht über den Weg und ich bin wieder froh über die langen Hosenbeine.

Dann erreichen wir den Pantokrator (seine Höhenangaben schwanken zwischen 906 und 917 Meter) und damit den höchsten Berg Korfus. Von der anderen Seite führt eine Fahrstraße hoch, daher wird man hier selten alleine sein. Auf dem Gipfel des Pantokrators gibt es nicht nur ein Café, sondern auch ein Kloster aus dem 17. Jahrhundert, das im Sommer bewohnt ist und eine griechisch orthodoxe Kirche, die man besichtigen kann.

Sehenswert ist die Kirche auf dem Pantokrator.

Leider gibt es hier auch jede Menge Sendemasten und Antennen, die natürlich nützlich sind, den Gipfel aber nicht unbedingt schöner machen.

Vom Pantokrator hat man einen großartigen Ausblick über die Insel, bis zur Hauptstadt Kerkyra und hinüber auf das Festland und die Berge Albaniens.

Für den Abstieg geht es für uns zunächst ein kleines Stück die Fahrstraße hinab. Nach der dritten Kehre folgen wir links der roten Markierung auf einen Pfad und steigen steil hinab. Wir umrunden nun den Berg und kommen wieder auf ein Stück des Korfu Trails. Wir erreichen den Pass (632 m) und halten uns dort rechts. Jetzt folgen wir immer dem breiten Wanderweg und haben nun den Pantokrator wieder im Rücken. Diese Variante ist jetzt deutlich kürzer als der Aufstieg und nach insgesamt 1,45 Stunden sind wir zurück am Parkplatz in Pórta.

Fazit: Anstrengende Bergtour, nur für Pfadfinder geeignet

Ob es so wenige Markierungen gab, weil der Brand von 2023 sie vernichtet hat, wissen wir nicht. Den Aufstieg, wie wir ihn gegangen sind, können wir auf jeden Fall nur mit GPS-Track und einem guten Gespür fürs Gelände empfehlen. Außerdem sollte man lange Hosen tragen und genügend Wasser dabei haben. Bei uns war die Temperatur Anfang Mai angenehm, in den Sommermonaten kann es aber sehr heiß werden.   

Höhe „Pantokrator“: 911 m (Höhenangaben schwanken zwischen 906 und 917 Metern)
Höhenmeter: 820 hoch, 824 runter
Kilometer: 15,8
Zeit bis zum Gipfel: 3,35 h
Gesamtzeit (inkl. Pausen): 5,30 h

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