Es gibt fünf verschiedene Möglichkeiten, um Deutschlands höchsten Berg zu besteigen.
Die Tour über den Jubiläumsgrat kommt für uns aufgrund der alpinistischen Schwierigkeiten nicht in Frage. Auch an den sehr beliebten Aufstieg über das Höllental trauen wir uns bei unserer ersten Begehung nicht heran.
Wir entscheiden uns stattdessen für die Variante über den Stopselzieher, die auf der österreichischen Seite in Ehrwald beginnt. Der Stopselzieher ist ein Klettersteig der Kategorie A/B. Es handelt sich bei der Tour um den kürzesten Aufstieg auf die 2962 Meter hohe Zugspitze. Da wir gerne auf Berghütten übernachten, planen wir für die Tour eine Zwischenübernachtung auf der Wiener-Neustädter-Hütte (2209 m) ein und reservieren uns rechtzeitig die Schlafplätze dafür.
Tag 1: Aufstieg von Ehrwald auf die Wiener-Neustädter-Hütte
Wir parken unser Auto in Ehrwald (980 m). Zunächst ein Stück steil die Skipiste hinauf und weiter bis zur bewirtschafteten Gamsalm (1278 m).

Schon bald danach ändert sich der Charakter des Weges, er geht nun in einen Steig über. Wir erreichen das Gamskar, ein steiles und schotteriges Geröllgelände. Wir befinden uns auf dem Georg-Jäger-Steig und schrauben uns schweißtreibend fortlaufend nach oben.

Schließlich passieren wir einen abschüssigen Schutthang und gelangen zu den Resten der ehemaligen Seilbahn. Von links mündet ein weiterer Weg von Ehrwald herauf.

Wir folgen dem steilen Steig weiter und sehen schließlich weit unten in der Tiefe den wunderschön gelegenen und blauen Eibsee heraufblitzen.

Wir halten uns rechts und über eine seilversicherte Passage gelangen wir zu einer Stütze der Tiroler Zugspitzbahn.

Der Weg verändert sich nun und geht in einen schmalen und ausgesetzten Steig über, der entlang der Nordflanke des Berges entlang leitet.

Hier sollte man Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mitbringen, auch wenn es an einigen Stellen Seilversicherungen gibt. Schließlich erreichen wir das Österreichische Schneekar und nach ein paar letzten Schrofen stehen wir vor der Wiener-Neustädter-Hütte, wo unsere Tour heute zu Ende geht. Nach einem gigantischen Sonnenuntergang und Hüttenabend in der urigen Stube, fallen wir müde ins Bett.

Tag 2: Über den Stopselzieher von der Wiener-Neustädter-Hütte auf die Zugspitze
Am nächsten Morgen legen wir nach einem ausgiebigem Frühstück die Klettersteigausrüstung an. Noch ist es halbwegs sonnig, doch das soll sich im Laufe des Vormittags bald ändern. Unser Weiterweg ist im Grunde von der Hütte aus schon komplett zu erkennen, auch wenn man sich fragt: Wie soll es da hinauf gehen?

Zunächst queren wir leicht ansteigend die Geröllfelder des Schneekars und stehen dann am Einstieg in den Klettersteig. Hier sehen wir schon den Kamin, durch den es nun geht.

Über eine Rampe und auf Trittbügeln gelangen wir zu einem Felsspalt, dem Stopselzieher. Kaum haben wir den passiert, kommt die nächste steile Passage, über die Eisenklammern hinweghelfen.

Eine Weile später lehnt sich das Gelände etwas zurück und in der Folge geht es abwechselnd gesichert und oft auch ungesichert stetig und steil bergauf. Zwar ziehen ein paar Wolken auf, aber der Fels ist trocken und griffig und wir kommen gut voran.

Ein großes Bauwerk schiebt sich irgendwann in unser Blickfeld: Es handelt sich um die Bergstation der Tiroler Zugspitzbahn. Bevor wir sie erreichen, gilt es zunächst noch ein unangenehmes und abschüssiges Schuttgelände zu passieren.

Angekommen an der Seilbahn, fühlt sich der Weiterweg (ebenfalls gesichert) nun aber deutlich entspannter an. Auf einer Kammhöhe erreichen wir den Abzweig, der rechts hinunter auf das Zugspitzplatt führt. Hier treffen wir auf die Bergsteiger, die den Aufstieg übers Reintal oder Gatterl gewählt haben.

Nun ist es nicht mehr weit. Ein breiter Steig, mit Seilen gesichert, führt uns zu einer Metall-Treppe, über die wir das Gipfelplateau der Zugspitze erreichen.
Angekommen auf der Zugspitze (2962 m): Die Realität hat uns wieder
Auf Deutschlands höchstem Gipfel empfängt uns ein Trubel, der seinesgleichen sucht. Hier steht nicht nur ein großes Restaurant, sondern auch die Alpenvereinshütte der Sektion München Oberland: Das Münchner Haus. Hier gibt es „Deutschlands höchste Rostbratwurst“.

Zwei Seilbahnen und eine Zahnradbahn führen von verschiedenen Orten auf die Zugspitze. 500.000 Menschen besuchen so jedes Jahr den Berg, dessen Aussicht bei gutem Wetter gigantisch ist. Dieses Mal haben wir wolkenbedingt leider Pech, aber wir kommen wieder…
Einen letzten Wunsch haben wir für heute noch, denn wir wollen einmal auch am berühmtesten Gipfelkreuz Deutschlands stehen. Wir überqueren die Gipfelplattform. Nun heißt es Schlange stehen und geduldig warten, bis man an der Reihe ist.

Da schon weitere „Gipfelaspiranten“ auf ihren Moment warten, geht es nach einem schnellen Foto direkt wieder zurück. Wir kehren im Münchner Haus ein und gönnen uns dann mit der Seilbahn eine entspannte Abfahrt zurück ins Tal.
Fazit: Landschaftlich fantastische, aber anspruchsvolle Tour auf Deutschlands höchsten Berg
Wir sind die gleiche Tour ein Jahr später (im August!) noch einmal gegangen. Bis zur Hütte gab es keine Probleme, in der Nacht hat es allerdings geschneit.

Die Passagen – und vor allem die ungesicherten – fühlten sich plötzlich ganz anders und deutlich heikler an. Das hat uns einmal mehr gezeigt, welchen Einfluss unterschiedliche Wetterbedingungen bei der gleichen Tour haben können. Bei guten Bedingungen, entsprechender Kondition und ausreichender Bergerfahrung ist die Tour über den Stopselzieher aber ein unvergessliches Erlebnis, das richtig Spaß macht.
Höhe Zugspitze: 2962 m
Tag 1:
Höhenmeter: 1120 hoch
Kilometer: 6,6
Zeit (inkl. Pausen): 3 h
Tag 2:
Höhenmeter: 770 hoch
Kilometer: 2,9
Gehzeit bis zum Gipfel (inkl. Pausen): 3,10 h
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